Ideologiefrei...
Nachdem mein Bekanntenkreis von meinem Vorhaben, meine Haare grau werden zu lassen, erfahren hat, werde ich mit einer Unzahl unsinniger Fragen bombarbiert.

Vielleicht aufgrund meines Berufs erwarten viele von mir, für jede existentielle Kleinigkeit eine tiefe, beinah philosophische Begründung. Wie sehr das nervt, scheint keiner zu merken. Sogar das Buch von Anne Kreamer hat man mir schenken wollen. Ich könnte kotzen.

Also: Mein Entschluss, meine Haare nicht mehr zu färben ist rein ästhetisch. Meine Haare vertragen keine Farbe mehr. Sie werden mit den Jahren immer poröser und trockener. Ich habe die Wahl - wie schon irgendwann erklärt - zwischen grau und lang oder braun und kurz und kurzes Haar stehen mir nicht. Darüber hinaus laufe ich oft nackt zu Hause und ich liebe es, die Haare auf meinem Rücken zu spüren.

In diesem Zusammenhang ist noch zu sagen, dass ich schon mit 20 graues Haar hatte, so dass das Graue für mich keinen Bezug zum Alter hat. Das "Going-gray" ist für mich kein Beginn eines neuen Lebensabschnitts und auch und ganz besonders kein Plädoyer für "Natürlichkeit".

Denn ich betrachtre das Leben vor allem als Akt der Schaffung oder der Schöpfung. Meine Existenz ist Produkt meines Tuns und da ich in diesem Tun sehr ästhetisch orientiert bin, wird diese Existenz von mir grundsätzlich als "Kunst-Werk" verstanden - mit "Natur" und/oder "Natürlichkeit" hat sie wenig zu tun.